GROSS-ROHRHEIM – Eine Menge hörenswerte Musik wurde den Besuchern beim „Gitarrenzauber“ in Groß-Rohrheim serviert. Das beliebte Indoor-Festival für Freunde gepflegter Akkorde wird seit elf Jahren von der Musikkiste e.V. in Kooperation mit „Cuntz Guitars“ organisiert. Das Publikum ließ es sich bis zum frühen Abend in der ausverkauften Bürgerhalle gut gehen.

Die letzten Tickets für das Konzert waren schon nach 13 Tagen weg. 600 Gäste nahmen am Sonntag in der Bürgerhalle Platz, und die wollten bis zum letzten Akkord immer noch mehr. Dafür sorgten die Künstler, die an diesem Nachmittag in die Saiten griffen. Bei den meisten, die auf der Bühne standen, handelte es sich um sogenannte „Endorser“. Das sind Musiker, die bei einem Instrumentenhersteller unter Vertrag stehen. Wie in diesem Fall eben bei „Cuntz Guitars“.

Ein englisch-finnischer Running Gag

Und weil die Produktion auf den internationalen Markt ausgerichtet ist, kamen die Besucher in den Genuss, hervorragende Gitarristen aus Deutschland, Großbritannien und den Vereinigten Staaten zu sehen. Der Betreiber der Firma, Andreas Cuntz, engagiert sich seit einiger Zeit schon im Vorstand der Musikkiste. Über ihn liefen auch diesmal wieder die Kontakte zu fast allen Künstlern. Es waren fünf Bands und Solisten, die das Klangspektakel mit Leben füllten.

Zum Beispiel ein lustiger Bursche aus Suomi: Der finnische Singer-Songwriter Petteri Sariola ist ein alter Bekannter in Groß-Rohrheim. Er hat schon bei der Premiere des „Gitarrenzaubers“ vor elf Jahren einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Seinen guten Ruf untermauerte er einmal mehr mit einem mitreißenden Auftritt, wobei es ihn nicht lange auf seinem Stuhl auf der Bühne hielt. Mit dem englischen Gitarristen Mike Dawes, den er zu seinen Kumpels zählt, lieferte er sich ein Wettrennen einmal quer durch den Saal. Ein echter „Running Gag“, bei dem die Akteure eifrig in die Saiten griffen.

Die Symbiose aus Entertainment und Gitarrensound hatten am Sonntag alle Protagonisten im Gepäck. Unter ihnen war der aus dem Vereinigten Königreich angereiste Singer-Songwriter Martin Harley. Der Mann aus Cardiff hat bis heute fünf Alben herausgebracht und belegte im vergangenen Jahr mit seinem aktuellen Album den zweiten Platz in den britischen Blues-Charts. Als begnadeter Slide-Gitarrist hat er in den USA mit den herausragenden Vertretern des Genres zusammengespielt.

Zwei seiner Songs aus dem Album „Mojo Fix“ haben es in den Soundtrack beliebter US-TV-Serien, unter anderem „The Vampire Diaries“, geschafft. Harleys Ding ist Blues-Rock der Marke Nashville, und davon bekamen seine Zuhörer eine leckere Portion kredenzt. Im Publikum saßen nicht wenige Adepten der Gitarre, die dem Meister fasziniert bei seinem Spiel zusahen. Vielleicht bot ja gerade dieser Auftritt die Gelegenheit, sich so manch einen genialen Griff abzuschauen.

Technik ist wichtig, doch ohne Herzblut wohl nur die Hälfte auf der großen Bühne wert. Von beidem hatten die Jungs vom „Joscho Stephan Trio“ reichlich mit dabei. Drei adrette Herren mit Gitarren und einem Kontrabass nahmen in der Folge Platz und brachten den Swing mit unters Dach. Gypsy-Swing, um genau zu sein, denn Bandleader Joscho Stephan (Gitarre) wurde in seiner Jugend durch die Musik von Django Reinhardt inspiriert.

Auf Djangos Spuren, v.l. Joscho Stephan, Volker Kamp und Günter Stephan. (Foto: Manfred Ofer)

Jahre später erzeugt er mit seinem Gespür für Rhythmus, Harmonie und Raffinesse einen eigenen Sound, der ihm unter anderem eine Nominierung für den Deutschen Schallplattenpreis beschert hat. Inzwischen wird Joscho Stephan in der Szene als eine der großen Hoffnungen für die Zukunft der Gypsy-Jazz-Gitarre gehandelt. Dass das nicht untertrieben ist, davon konnten sich am Sonntag seine Fans in der Bürgerhalle überzeugen. Einen unterhaltsamen Gig lieferte auch der schottische Gitarrist Steph McLeod ab. Das Publikum wurde einmal mehr bis zum letzten Riff prächtig unterhalten. Davon will man auch im nächsten Jahr wieder mehr.

Quelle: Echo-online vom 17.4.2018, von Manfred Ofer