GROSS-ROHRHEIM – Nach zwei Monaten Sommerpause hatten einige Fans des Groß-Rohrheimer Vereins Musikkiste bereits Entzugserscheinungen. Umso größer war die Freude, als die Offene Bühne wieder Abwechslung bot. Jeweils am ersten Dienstag im Monat wird wieder im Restaurant Zorbas musiziert. Zuletzt waren es drei Gruppen und ein Solist, die das Kontrastprogramm gestalteten. Von Jazz bis Irish Folk reichte die Bandbreite.

Christian Ruge, Sänger und Gitarrist aus Bingen, bei seinem Auftritt in Groß-Rohrheim. Foto: Thorsten Gutschalk

Gitarrist Christian Ruge aus Bingen überraschte mit instrumental interpretierten Stücken, die zu Ohrwürmern geworden sind. Ruge verfremdete die Themen allerdings so, dass am Ende nur der „Albatros“ von Fleetwood Mac eindeutig zu bestimmen war. Die Melodie von „Sixteen Tons“ wurde 1947 von Merle Travis komponiert und gesungen. Doch erst 1954, als Tennessee Erni Ford das sozialkritische Lied aufgriff, wurde es ein Hit. Ein Hit ist auch das „Autumn Leaves“. Doch wie viele amerikanische Erfolgsmelodien war ein französisches Chanson das Original. Joseph Kosma hat 1945 das Gedicht „Les feuilles mortes“ von Jacques Prévet vertont, das wiederum zur Filmmelodie für den Streifen „Pforten der Nacht“ diente.

All das musste die Zuhörer im Zorbas nicht interessieren, um sich von dem Gitarristen unterhalten zu lassen. Zur Abwechslung spielte Ruge auch die Titelmelodie der „Sendung mit der Maus“, die 22 Sekunden lang ist. Der Filmkomponist Hans Posegga (1917 bis 2002) hat sich damit nicht nur bei Kindern verewigt.

Einen ernsten Hintergrund haben viele der irischen Songs, die in fröhlicher Runde gespielt werden. Die vierköpfige Band Dry Folk Dads (Jürgen Rausch, Manfred Weihgold, Ralf Ahrens, Friedel Engel) aus Worms-Rheindürkheim hat einige Texte in eine rheinhessische Dialektversion übersetzt, wie das „Dirty Old Town“. Aber „The Fields of Athenry“ geht in der Originalversion unter die Haut. Pete St. John hat dieses Lied in den 1970er Jahren geschrieben. Es geht um einen Mann, der Getreide stiehlt, um seine Familie vor dem Hungertod zu retten. Dafür wird er nach Australien verbannt. Die Hungerkatastrophe in der Mitte des 19. Jahrhunderts ist im kollektiven Gedächtnis der Iren bis heute präsent. Als Gesang der Fußballfans ist das Lied, wenn es wie eine Hymne gesungen wird, einem Millionenpublikum bekannt geworden.

Musikkisten-Vorsitzender Eberhard Petri stellte die international besetzte Darmstädter Gruppe Jam Squad als „Satelliten-Combo“ vor, weil sie hauptsächlich aus Mitarbeitern der Raumfahrtbehörde ESA besteht. Chris Marpe, Daniele Innorta, Harald Schween, Thomas Herbert und Scott Purcel spielten Jazz- und Popstücke sowie Eigenkompositionen.

Ein Wiedersehen gab es schließlich noch mit den beiden Darmstädter Gitarristen Marion Möhle und Thomas Memleb, die als Formation „Schlagsaite“ immer im September nach Groß-Rohrheim kommen. Mit der Perkussionistin Marisa Jandaghy bilden sie jetzt ein Trio.

Quelle: Echo-online vom 6.9.2018, von Bernd Sterzelmaier