Christian Gingerich war Gast auf der Offenen Bühne. Wer das ist? Als Cris Cosmo hat sich der 32jährige bereits einen tollen Namen in der Musikszene gemacht. Charismatisch und locker präsentierte er seinen „Deutschen Latino Reggae“, mischte in seine Texte fix Gegebenheiten vor Ort mit ein und wagte singend und Gitarre spielend einen Sirtaki mit Wirt Jannis.

150 Konzerte gibt der ehemalige Straßenmusiker Cris im Jahr – eines davon am Dienstag, 5. Oktober, im Zorbas in Groß-Rohrheim. Musikkiste-Chef Eberhard Petri meinte in seiner Ansage: „Wir haben auch einmal ausgebuffte Musiker hier.“ Klarer Gitarrensound zeichnen den gebürtigen Karlsruher aus, Texte aus dem Bauch heraus, Gefühl pur und Generationen übergreifend schmolzen die Damen im Publikum dahin. Einige hatten den leidenschaftlichen singenden Weltenbummler schon vor seinem Auftritt entdeckt und eine junge Dame wünschte sich ein Lied von ihm: „Irgendwoher kennt sie mich“, flachste Cris Cosmo und stimmte zum Wunschkonzert an. „Wo die Sonne das Meer berührt“ erklingt. Fernweh, Melancholie, Glück, alles vereint in einem Lied. Der Schlüsselsatz im Text: „…am Ende werden wir uns immer finden!“, alles dreht sich um eine Flaschenpost und darum sich selbst und den eigenen Weg zu finden. Der weibliche Fan war hin und weg, verschlang den Star mit den Augen. Ihren Namen verriet Cris nicht: „Vielleicht geht da was“, meinte der Vater eines kleinen Sohnes verschmitzt.

Sein Sommerdauerbrenner „Scheiß auf Facebook“ erklang, „Raus aus der virtuellen Welt, wir fassen Menschen an und sprechen mit ihnen“ – wie wahr! Das Publikum zog mit gröhlte den Refrain lautstark. Portugiesisch – Deutsch, Cosmo wechselt hin und her vermittelt unverblümt Ansichten zum Weltbild: „Als Straßenmusiker habe ich die Weltformel erfahren.“ Die liegt zwischen dem „Ommmh“ als Entspannungsterminus der inneren Ausgeglichenheit und dem „Quantenphysik-Schitt“ und lautet simpel: „Hui.“ Mitmachen war für die gut 80 Gäste der Bühne angesagt: „Ruft es laut hinaus und es geht euch gut – Hui!“, motivierte Cris Cosmo, griff zur Gitarren und spielte für echte Rohrheimer Kerle und „tolle, nicht so aufgetakelte Schlampen“, die er sonst gewohnt ist.

Sich selbst stellte er als „Gigolo und Romeo“ vor und meinte, der Tatsache entsprechend: „Ich bin gar nicht so schlecht.“ In Deutschland und dem angrenzenden Ausland unterwegs, wird er, der von 2004 bis 2007 an der Popakademie in Mannheim studierte und sich seither als Bachelor betiteln darf, derzeit gefeiert.

In Rohrheim vergaß er die Kollegen nicht, die vor seinem Auftritt für Unterhaltung gesorgt hatten: Markus Neeb, virtuos an der Gitarre und unterhaltend mit Tiefgang und eigenen Kreationen sowie „Klangwerk 4.“ Die Band besteht aus vier Musikern: Andy Teigesser (Gitarre, Gesang), Eddie Spindler (Gitarre, Gesang), Kalle Worschech (Bass, Gesang), und Karin Spindler (Schlagzeug, Gesang). Seit 2008 spielen sie deutschsprachige Songs, deren Besonderheit ist, dass sie Deutsche Interpretationen englischsprachiger Originale sind. Die Mischung aus den amüsanten, frechen und ernsthaften Texten geben den originalen Pop-Rocksongs eine ganz eigene Note. Cosmo zollt ihnen Respekt, auch, wenn eindeutig er der Star des Abends war – ein sympathischer und fairer Zug, der Applaus erhielt. sbi