Offene Bühne: Duo »Schlagseite«, Jutta Lindner und »Ramblin‘ Wolf« unterhalten bei Musikkiste in Groß-Rohrheim – Wegen Terminverschiebung nur wenige Gäste – Melancholie zum Abschluss

Nur wenige Gäste kamen in dieser Woche zur Offenen Bühne in Groß-Rohrheim. »Es liegt wohl daran, dass wir eine Woche später dran sind«, versuchte sich Reinhard Helfert vom Veranstalter Musikkiste an einer Erklärung. Wirt Janni von der Gaststätte Zorbas, in deren Nebenraum die Offene Bühne zu Hause ist, war am normalen Veranstaltungstag, dem ersten Dienstag des Monats, noch in Urlaub.

Marion Möhle und Thomas Memleb, auch als Duo »Schlagsaite« bekannt, stimmten mit gefühlvollen instrumentalen Liedern auf einen überraschenden Abend ein. Die beiden waren bereits zum vierten Mal in Rohrheim und kommen immer wieder gern: »Hier hat man einfach den besten Bezug zum Publikum«, freute sich Marion Möhle über das positive Feedback auf die Eigenkompositionen. Die eher sachten Töne begeisterten ebenso wie »Das Märchen aus einer Nacht«, als Ode an den Odenwald von Thomas Memleb komponiert. Moosiger Duft nebelverhangener Wiesen und die aufsteigende Sonne über den Hügeln des Odenwaldes hätten ihn dazu inspiriert.

Im krassen Gegensatz zur Musik stand dann das Saarländer »Original mit Anspruch«, abgekürzt »Oma« Frieda, alias Jutta Lindner. In Büttenreden-Manier beschoss sie die Gäste wie voriges Jahr mit lockeren Sprüchen, gereimten Kuriositäten und Lebensweisheiten. Als Leiterin des Seniorenclubs »Fidele Rosine« plauderte sie aus dem Nähkästchen – von Damenbart bis Krampfadern nach der Menopause. Am Ende stand für sie fest: »Orangenhaut ist besser als gar kein Profil.«

Neu in Rohrheim war »Ramblin‘ Wolf«. Der Heppenheimer Wolfgang Jahnel hat sich Bob Dylan verschrieben, was Helfert freute, der ebenfalls auf dessen Musik steht. Unplugged startete Jahnel mit Gitarre und Mundharmonika den Streifzug durch Dylans Werk. »It’s all over now«, »Like a Rolling Stone« und »Knockin‘ on Heavens Door« machten aus den Zuhörern einen ordentlichen Chor.

Dem letzten Song schlossen sich Helfert, Memleb und Marion Möhle mit Gitarren, Chris Mape mit Sopransaxofon und die Flötistin Anja Grebe an. Die Session, die das freie Ende der Offenen Bühne charakterisiert, wurde viel beklatscht. Als fast alle gegangen waren, gab es aber einen weiteren Höhepunkt für die drei letzten Gäste: Helfert sang locker am Tisch zwei weitere melancholische Lieder, mit viel Ausdruck in der markanten Stimme – ein stilvolles Ende eines Abends im September.

18. September 2010  |  sbi